Sie sind klein, wackeln mit ihren süßen Näschen und machen Männchen, wann immer man mit frischen Kräutern um die Ecke kommt. Kaninchen scheinen als die perfekten Haustiere – insbesondere dann, wenn es die Umstände nicht ermöglichen, einen Hund oder eine Katze zu halten. Zusammen mit diesen beiden Fellknäueln, dem Hamster und dem Wellensittich zählen Kaninchen zu den fünf beliebtesten Haustieren in ganz Deutschland. Und auch in Österreich haben sie eine Spitzenposition inne. Aber woran erkennt man eigentlich, ob man bereit dazu ist, die kleinen Langohren bei sich aufzunehmen?
Wie bei so vielen Tieren ist die Gefahr zu groß, dass man ohne ausreichend Vorkenntnis den Bedürfnissen der kleinen Racker nicht gerecht werden kann. Tatsächlich stellt sich schnell heraus: Kaninchen haben hohe Ansprüche, die man ihnen anhand ihrer geringen Körpergröße gar nicht zutrauen würde!
Sie brauchen mehr Platz als oft angenommen
Ein typischer Kaninchenkäfig ist alles andere als artgerecht. Das Problem beginnt hier schon beim aufliegenden Gitter, welches aufgrund seiner Höhe verhindert, dass sich die Tiere aufstellen können. Sobald sie daran nagen, können sich außerdem Spuren des darin enthaltenen Quecksilbers ablösen.
Für zwei Kaninchen gilt als Faustregel eine Grundfläche von 6 m². Je mehr Tiere es werden, desto höher auch der Platzbedarf:
Anzahl Kaninchen | Mindestmaße | Beispielfläche |
2 | 6 m² | 2 x 3 m |
3 | 7,2 m² | 3,60 x 2 m |
4 | 8,4 m² | 4,20 x 2 m |
5 | 9,6 m² | 4,80 x 2 m |
6 | 10,8 m² | 5,40 x 2 m |
7 | 12 m² | 2 x 6 m oder auch 3 x 4 m |
Darüber hinaus kommt es ganz darauf an, wie die Kaninchen gehalten werden und ob sie ausreichend Platz und Möglichkeit zum Toben haben. Beispielsweise, indem sie mehrere Stunden am Tag in den Freilauf dürfen oder indem sie in freier Wohnungshaltung leben.
Kaninchen sind äußerst soziale Tiere
Zu gerne werden sie zusammen mit Meerschweinchen gehalten, weil diese beiden Gattungen in Symbiose miteinander auskommen. Doch dabei unterschätzen viele Tierhalter, dass ein Kaninchen trotz allem immer mindestens einen Artgenossen braucht.
Die Langohren sind äußerst sozial und putzen sich gegenseitig. Auch, wenn es aufgrund der ständig umkämpften Rangordnung so wirken mag, als wären sie alles andere als gute Freunde, so handelt es sich dabei vielmehr um ein Hobby. Tierexperten gehen sogar so weit, dass sie es als Qual für die Tiere bezeichnen, wenn sie aus irgendeinem Grund voneinander getrennt werden – wenn auch nur kurzzeitig.
Trockenfutter ist schlecht für die Tiere
Zu oft befinden sich übermäßig Kohlenhydrate in Trockenfutter, wodurch die Tiere an Übergewicht zu leiden beginnen und gleichzeitig die Zähne nicht ausreichend abgerieben werden. Stattdessen also lieber auf artgerechte Fütterung setzen. Dazu zählen insbesondere:
- Verschiedene Heu- und Strohsorten
- Frische und getrocknete Blüten
- Kräuter jeder Art
- Grünes Blattgemüse
- Karotten und ähnliche Wurzeln
- Getrockneter Mais zum Abknabbern
- Als Leckerlie eignen sich verschiedene Obstsorten
Die Krallen der Tiere müssen regelmäßig gekürzt werden
Andernfalls laufen sie Gefahr, dass die Krallen abreißen oder abbrechen und das kann zu schmerzhaften Entzündungen führen. Außerdem verlieren sie dann unter Umständen Blut, da das sogenannte Leben beim Einreißen beschädigt wird.
Es gibt in jeder Tierhandlung spezielle Krallenscheren für die Tiere. Beim Kürzen helfen am besten zwei Personen zusammen – einer hält das Kaninchen, der andere schneidet die Krallen.
Das Abnutzen der Krallen kann man aber auch durch verschiedene Hilfsmittel fördern. Etwa durch eine Gehwegplatte oder durch eine Sandkiste, in der die Tiere nach Lust und Laune buddeln können. Generell gilt, dass viele verschiedene Bodenarten dabei helfen, die Krallen abzunutzen. Sofern die Tiere also viel Freilauf bekommen, sollten die Krallen nur alle zwei bis drei Monate zu schneiden sein.
Kaninchen mögen es nicht, wenn man sie hochnimmt
Jedes Mal, wenn ein Kaninchen hochgenommen wird, verfällt es in Panik. Denn es liegt noch tief in seinem Urinstinkt verankert, dass es nun von einem Fressfeind gepackt ist und daher die Flucht ergreifen muss. Es sollte daher dringend davon abgeraten werden, die Kaninchen grundlos hochzunehmen. Viel wichtiger wäre es, ihnen die Möglichkeit zu geben, von sich aus zum Kuscheln zu kommen.
In diesem Punkt sind Kaninchen eben doch nicht die klassischen Kuscheltiere, wie man ihnen oftmals fälschlich unterstellt. Ganz im Gegenteil bedeutet häufiges Hochnehmen für die Tiere jede Menge Stress. Und der wirkt sich insofern negativ aus, dass sie dadurch früher sterben können.
Bei besten Bedingungen werden Kaninchen sechs Jahre alt
Bis zu sechs Jahre alt können Kaninchen werden! Für solch kleine Tiere ist das ein beachtliches Alter und das sollte unbedingt in die Lebensplanung miteinbezogen werden, wenn ein Kaninchen zu Hause einzieht. Insofern sollte man sich die Frage stellen, ob man über die finanziellen, zeitlichen und auch räumlichen Mittel verfügt, um die Tiere über diesen Zeitraum hinweg versorgen zu können.
Hinzu kommt, dass ab einem Alter von ungefähr drei Jahren eine gewisse Hilfsbedürftigkeit eintreten kann. Dann können sich die Kaninchen nicht mehr wie gewohnt bewegen und putzen. Sie brauchen mehr Pflege und vielleicht Hilfe beim Klettern.
Last, but not least: Kaninchen brauchen Beschäftigung
Kaninchen sind ausgesprochen intelligent! Während sie den Großteil des Tages nach Möglichkeit damit zubringen, ihr Zuhause zu erkunden und Dinge umzuschubsen, um eine eigene Ordnung herzustellen, brauchen sie jede Menge Beschäftigung. Insbesondere, um ihre Neugier zu stillen. Oder den Drang, Dinge zu zerreißen.
Sie wühlen sich unglaublich gerne durch alte Handtücher und Waschlappen (immer darauf achten, dass es sich um Baumwolle handelt!) oder zerreißen Kartons und Papier. Auch Weidenbälle mit kleinen Glöckchen können ihnen zum Spielen gegeben werden. Allerdings sollte man hier regelmäßig prüfen, ob die Glocke noch fest im Ball ist und sie bei Bedarf entfernen.
Ansonsten sind Stöckchen, Hindernisparcours, Intelligenzspielzeuge und jede Beschäftigung, bei der sie sich ihr Futter erarbeiten müssen, eine willkommene Abwechslung im Leben eines Kaninchens.